Am Freitag, den 18.1. begann der Kulturverein s`Dudelsäckle mit seiner diesjährigen Veranstaltungsreihe im Haus am See. Auf dem Programm stand ein italienischer Abend mit der Gruppe La Passione. Ergänzt wurde das Programm mit Linan Li, einer Musikstudentin aus Trossingen, die Arien und Evergreens vortrug und sich dabei sparsam an der Gitarre begleiten lies, so dass ihre wunderschöne Stimme und ihre klassisch ausgebildete Gesangskunst im Vordergrund blieb.
Eine Mischung aus italienischer Partyband und Opernsängerin mag seltsam sein, und wahrscheinlich ist es das auch, aber dieser Mix entstand auch keinem inhaltlichem Konzept, sondern einer spontanen Idee, entstanden bei der 30 Jahrfeier des Dudelsäckles vor einem halben Jahr. Es zeigte sich, dass man auch ganz gegensätzliches miteinander verbinden kann, wenn beide Parts ihre ganz persönlichen Qualitäten haben.
Das Programm startete mit „ La Passione „, die eine Stunde lang ein Potpourri italienischer Unterhaltungsmusik darboten. Peter Ustinov war einmal gefragt worden, worin er den mentalen Unterschied zwischen Deutschen und Italienern sähe. Ustinov antwortete:“ Sagt man einem Deutschen er sei typisch deutsch, ist er beleidigt. Sagt man hingegen einem Italiener, er sei typisch italienisch, so fühlt sich der geschmeichelt.“ Warum in diesem Bonmot ein wahrer Kern steckt wurde durch den Auftritt von La Passione deutlich. Im Vordergrund steht nicht ein bestimmter Stil oder ein besonderes Genre. Im Vordergrund steht die Lust am Leben und die Lust auf das Leben und der Wunsch diese Lust mit anderen zu teilen. Es dauerte einige Minuten, und dann war dieser Funke auf das Publikum übergesprungen und man fühlte sich wie bei einem Candlelightdinner in einer lauen Sommernacht am Meer.
Nach dieser Stunde gab es eine kleine Pause und dann begann der vermeintliche Stilbruch mit Linan Li. Ihr Programm beinhaltete sowohl Opernarien als auch Evergreens der sogenannten U-Musik. Albert Einstein hatte nach einem Konzertbesuch von Yehudi Menuhin gesagt, er wisse nun, dass es einen Gott geben müsse. Mir geht es ähnlich, denn jedes Mal, wenn ich Linans Stimme höre, glaube ich wieder an Engel, oder zumindest an einen chinesischen Engel. Noch sehr jung an Jahren, klein von Gestalt, von bescheidenem Auftreten, aber gesegnet mit einer Stimme, die bei mir jedes Mal Gänsehaut erzeugt. Dem Publikum schien es ähnlich zu gehen, denn es passierte etwa, was ich noch nie bei einem Konzert im Haus am See erlebt hatte. Das Publikum war mucksmäuschenstill.
Nach diesem halbstündigen Ausflug in die Welt der sogenannten Hochkultur übernahmen La Passione wieder das Zepter und es zeigte sich mal wieder, dass es nichts unsinnigeres gibt, als die Unterscheidung zwischen U- und E-Musik. Es gibt nur schlechte oder gute Musik und La Passione gehören zu den guten Musikern. Ähnlich wie bei Kästners fliegendem Klassenzimmer nahmen sie ihr Publikum mit auf eine Reise der Lebenslust und Lebensfreude, unterstützt durch virtuose Beherrschung ihrer Instrumente und ihren Stimmen. Man sagt, dass die in Deutschland lebenden Italiener die am besten integrierten Ausländer wären. Das ist zu kurz gedacht, denn sie haben sich nicht nur integriert, sondern haben uns bereichert. Und zwar nicht nur durch italienische Küche, Mode, Design, Filme und vieles mehr, sondern vor allem durch eine sehr wichtige Botschaft: La vita e` bella!“.