Am Sonntag, den 17. Juni lud die Steiggemeinde gemeinsam mit dem Kulturverein Dudelsäckle zur „Schwäbischen Kirch“ mit Pfarrer Friedemann Binder ein. Anlass war das diesjährige 30 jährige Jubiläum des Dudelsäckles. Es war am 9. September 1988, als 13 Mitglieder der Steiggemeinde dieses Forum für Kunst, Musik und Mundart gründeten. Inzwischen konnte der gemeinnützige Verein seine Mitgliederschaft auf stolze 200 Mitglieder vergrößern und wurde in den letzten 30 Jahren ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Cannstatter Kulturlebens. Zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen können dies bezeugen.

Am Sonntagmorgen gab es dann noch den geistlichen Segen, der ganz im Sinne des Vereins in schwäbischer Mundart gesprochen wurde. Über 60 Gäste waren gekommen, um die frohe Botschaft im vertrauten schwäbischen Dialekt zu hören. Pfarrer Friedmann Binder, predigt seit 1981 regelmäßig in Mundart und steht damit in bester Tradition von Martin Luther, der bei seiner Bibelübersetzung großen Wert darauf glegt hatte, dem Volk aufs Maul zu schauen. Da Luther zudem der Musik, gleich nach der Theologie, den höchsten Stellenwert unter den Geisteswissenschaften bemessen hatte, ergab sich fast zwangsweise eine Verbindung zu einem musikalischen Kulturverein, den Pfarrer Friedemann Binder gern aufgegriffen hatte. Wie sein berühmter Kollege auch, nämlich der überaus aktive wie erfolgreiche Song-Writer Martin Luther, arbeitete er die friedensstiftende und versöhnende Wirkung von Musik hervor, und erläuterte mit der Redensart „sie machten Musik auf Teufel komm raus“ eindrücklich den Gegensatz von Kunst, Kultur und Sünde. Dass er dies in schwäbischer Mundart tat, erhöhte die Verständlichkeit, und verlieh seiner Predigt ein Stück unmittelbarer Authentizität. Für Pfarrer Friedemann Binder ist die Mundart eben kein Anbiedern an modische Strömungen und Nostalgie, sondern die Möglichkeit für eine wirkungstreue Interpretation der christlichen Botschaft. Die Reaktionen der Gottesdienstbesucher zeigten, dass er mit dieser Absicht richtig lag.

Abgerundet wurde der Gottesdienst durch Darbietungen eines extra für diesen Anlass zusammengetroffenen Trios unter der Leitung von Klaus Jansen.
Im Anschluss an den Gottesdienst kam auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Bei einer Ständerste wurden von der Kochkiste Häppchen und heimische Weine kredenzt. Auch hierbei hätte Luther seine wahre Freude gehabt und auch diesen Darbietungen sicherlich seinen Segen gegeben.