Sieba Schwoba

In einer Krise rücken Menschen gerne näher zusammen. In Corona Zeiten leider kein guter Tipp, sondern sogar vernunftbedingt verboten. Hat man als Kulturveranstalter aber ein mündiges Publikum, so lassen sich, unter Einhaltung der hygienischen Vorschriften, Kulturabende wieder durchführen. So geschehen am Freitagabend 02.10. im Haus am See in Stuttgart-Hofen. Der Kulturverein Dudelsäckle e.V. hatte zum Schwäbischen Abend eingeladen, und innerhalb der begrenzten Möglichkeiten waren viele Besucher dieser Einladung gefolgt.

Anlass der Veranstaltung war die 900 Jahr Feier von Stuttgart-Hofen. Die Veranstaltung hatte die Form eines Trythichons, bestand also aus 3 Bildern. Es begann mit dem Duo Oiver Arnold/ Peter Bogowski, darauf folgte ein Vortrag von Wolfgang Zwinz, und wurde abgerundet von dem Comedy Duo Alois und Elisabeth Gscheidle. Als Bindeglied zwischen diesen 3 Programmteilen fungierte Wolfgang Wulz, der kenntnisreich durch das Programm führte und auch bei alt eingesessenen Schwaben das ein oder andere „ Jez guck au do na“ zu entlocken wußte. Wolfgang Wulz ist so etwas wie der Grand Seigneur der schwäbischen Mundart, wobei bei ihm das Wort MundArt im Vordergrund steht. Art bedeutet im Englischen Kunst und das ist sein Verständnis des Schwäbischen und seiner vielfachen, originellen Sprachidiome. Dieses Schwäbisch ist eine sprachmusikalische Weiterentwicklung und Bereicherung des Hochdeutschen. Aber er beherrscht nicht nur den Sound dieser Mundart, sondern kennt auch die sprachethnologischen Hintergründe. ( Jez guck au do na, wer häts gwisst )

Das Duo Oliver Arnold, Piano, und Peter Bogowski, Gesang, hat den Soundtrack der größten Hits der Unterhaltungsmusik der letzten 50 Jahre im Programm. Man stelle sich Frank Sinatra vor, wie er lässig am Klavier lehnt. In der einen Hand ein Mikrophon und in der anderen einen Drink. Doch nun was Besonderes. Die Songs sind ins Schwäbische transkribiert worden. Warum auch nicht, wenn es so gekonnt gemacht ist.

Den Mittelteil bildete der Neckarguide Wolfgang Zwinz mit einem Vortrag über die Geschichte des Max Eythsees, der mit historischen Bildern untermalt wurde. Ich habe schon öfters Vorträge von Wolfgang Zwinz gehört. Die Qualität seiner Vorträge liegt nicht nur in der historischen Präzision im Detail, sondern in dem, was sie beim Zuhörer auslösen. Sie wirken identitätsstiftend auf die Menschen, deren Ort und Geschichte beschrieben wird. Es entsteht ein gruppenbildendes Element der „Wir Hofener“. Deswegen sind seine Vorträge eine kongeniale Ergänzung zur schwäbischen Comedy.

Den Abschluss und 3. Teil bildeten das Ehepaar Alois und Elisabeth Gscheidle alias Marcus Neuweiler und Birgitt Pfeiffer. Szenen einer Ehe auf schwäbisch. Was bei Ingmar Bergmann fatalistische Melancholie hinterließ, löst sich hier im Lachen auf. Ein Lachen, dass auch manchmal im Halse stecken bleibt. Der französische Regisseur Claude Chabrol sagte einmal: „ Humor ist die Höflichkeit der Verzweiflung.“ ( War Claude Chabrol Schwabe ? ) Sicher nicht, aber dieses schwäbische Comedy Duo wurde dieser Definition mehr als gerecht. So endete der Abend in gelöster, humorvoller Weise. Schwäbische Comedy mit den Mitteln der Nouvelle Vague.

So isch na au wieder. Ond doamit wär des au gschwätzt.

Bericht: Klaus Jansen
Bilder: Bertram Schleicher